Mechanismusbasiertes Multiskalen Model für die Dissektion des Kipppunktes von der Leberzirrhose bis zum Hepatozellulären Karzinom – Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr. Steven Dooley, Abteilungsleiter der Molekularen Hepatologie, Medizinische Klinik II, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Prof. Dr. Heike Bantel, Leiterin der Translationalen Hepatologie und Oberärztin, Klinik für Gastroenenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover und PD Dr. Dirk Drasdo, Leibniz-Forschungszentrum für Arbeitswelt und menschliche Faktoren (IfADo), Dortmund/Forschungsdirektor, Nationales Institut für Forschung in Informatik und Kontrolle (INRIA, Frankreich).
Insgesamt 12 Gruppen arbeiten zusammen, um Signaturen aus Gewebe- und Zellparametern bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung und Leberzirrhose zu identifizieren, die für die Überschreitung des Kipppunktes (endl.: Tipping Point, TIP) von Leberzirrhose zu HCC über einen nicht-invasiven systemmedizinischen Ansatz entscheidend sind. Der TIP ist definiert als das Stadium der Leberzirrhose, in dem geringfügige Veränderungen der Zell- und Gewebefaktoren eine Mikroumgebung erzeugen, die die maligne Transformation und die Entwicklung von Krebszellen fördert. Zu den kritischen Geweben und Zellparametern gehören strukturelle Veränderungen in der zirrhotischen Leberarchitektur, einschließlich Veränderungen der zellulären Phänotypen, insbesondere der hepatischen Sternzellen (HSC), Makrophagen und Hepatozyten, qualitative und quantitative Veränderungen im Matrisom und Veränderungen des TGFβ-Signalwegs. Darüber hinaus werden longitudinale klinische Daten aus sehr großen nationalen und europäischen Patientenkohorten verwendet, von denen einige bereits in LiSyM (Vorgängerprojekt) gesammelt wurden. Bildgebungs-, -omics- und dynamische Signalwegdaten werden verwendet, um die bereits entwickelten mathematischen Modelle auf der Gewebe-, Zell- und Molekülskala weiterzuentwickeln und so die patientenspezifische TIP im zirrhotischen Regenerationsknoten zu definieren. Technisch wird ein mechanistisch räumlich und zeitlich aufgelöstes Multiskalenmodell entwickelt, das auf den oben genannten Gewebe- und Zellparametern basiert. Die Modellsimulation erlaubt, das spezifische Risiko eines einzelnen Patienten mit Zirrhose zu bestimmen, den Kipppunkt für die Tumorentwicklung zu überschreiten. Das Modell sollte in der Lage sein, Risikopatienten viel früher zu identifizieren, als dies bei derzeit klinisch verwendeten Ansätzen der Fall ist, die sich hauptsächlich auf die Früherkennung bereits etablierter HCC konzentrieren.

C-TIP-HCC: Grafische Zusammenfassung des wissenschaftlichen Konzepts: Leberzirrhose ist der stärkste Risikofaktor für die Entwicklung von HCC. Allerdings entwickeln sich nicht alle Patienten mit Leberzirrhose in Richtung HCC. Es wird ein Modell vorgeschlagen, bei dem ein Kipppunkt (TIP) in einem zirrhotischen Regenerationsknoten für eine maligne Transformation überwunden werden muss.